Montag, 20. Juli 2015

Danke gut, und selbst?

Mich aus meiner Wohlfühlzone rauszubewegen ist bei mir einigermaßen mit Panik verbunden.

Letzte Woche war da dieses Ehemaligentreffen mit Firmenkollegen "von früher". 8 Jahre ist es her, dass ich den überwiegenden Teil davon gesehen habe.

Ich habe mir im Vornherein unheimlich viele Gedanken gemacht, wie das wohl werden wird.
Small Talk ist super, wenn man überwiegend smalles zu talken hat.

Meine Überlegung war dann, einfach den Gesprächsfaden zurückzureichen wenn es mir zu heikel wird. "Mein letztes Jahr lief nicht sehr gut, lass uns doch lieber von dir reden"
Werbebranche im weitesten Sinne, da funktioniert der Ansatz doch wohl 1A.

Es kamen zum Glück genau 0 Fragen zu heiklen Themen.
Nur das standardmäßige "Was machst du jetzt?" und da erzählte man einfach einen Schwank aus seinem Arbeitsleben und alle waren glücklich. Dazu ein Glas Wein und: es war ein sehr gelungener Abend.

Hatte dann dennoch ein interessantes Gespräch mit einer guten Kollegin/Freundin, mit der ich in den Jahren auch Kontakt gehalten habe.
Sie fragte mich nach meinem Freund und da kam ich dann doch ins erzählen (und schuld war doch nur der Wein).
Ich erzählte ihr von Erik und Paul und sie stellte eine sehr kluge Frage, die mich die letzten Tage beschäftigt hat: "Ist das alles real für dich?"

Wie kann so etwas nicht real sein? Aber ist es nicht schon so, dass man die Tatsache, dass die eigenen Kinder tot und begraben sind, zu einem Großteil der Zeit ausblenden MUSS, um nicht, naja, gänzlich verrückt zu werden? Wie lebt man damit? Ich bin selbst betroffen und kann es trotzdem nicht genau sagen.
Aber es hat bei mir einen Nerv getroffen, defintiv.
Meine Realität ist sehr abhängig davon, mit wem ich meine Zeit verbringe.

Ich fände es schön, wenn ich es irgendwann schaffe, Wohlfühlzone vs. Neue Leute besser zusammenzubringen.
Im Moment sind es noch Feldversuche, teilweise stoße ich den Menschen vor den Kopf, indem ich sie einfach ohne Vorwarnung konfrontiere.

Aber letztlich ist es mein Leben, dass ich mir ja schließlich auch nicht ausgesucht habe. Die anderen dürfen immerhin entscheiden, ob sie den Weg mit mir gehen wollen oder nicht.