Donnerstag, 23. Februar 2017

Uns trennt das Leben

Am kommenden Sonntag findet eine Gedenkveranstaltung für früh verstorbene Kinder statt, an dem ich, zusammen mit einer Pastorin und anderen verwaisten Eltern, mitwirke.

Die vergangenn Wochen standen dadurch viel im Zeichen von Erik und Paul. Es gab einige Vorbereitungstreffen, und während wir unsere Texte entwickelten und viel über unsere Kinder sprachen, passierte noch etwas anderes. Es wurde ein Tor aufgemacht, und dahinter lag die ungeschminkte Realität. Ich fühlte mich so sehr als Mutter, wie schon lange nicht mehr.

Oft existiere ich wie in einem Paralleluniversum. Man trifft oder spricht alte Freunde oder Verwandte, man erzählt so dies und das, aber dieses eine schwere Thema wird mehr und mehr ausgeklammert.

Es fängt an, in den Erinnerungen der Menschen zu verblassen, es ist nicht mehr so wichtig.

Ich merke mehr und mehr, wie ich mich eher den Menschen in meinem Leben zuwende, die ähnliches durchmachten mussten wie ich.

Ist das nun eine Art Schicksalsarroganz? Vielleicht ein bisschen, ja.

Ich denke an einen Geburtstag vor ein paar Wochen, wo ich viele Leute wiedersah, die ich teilweise seit Jahren nicht gesehen habe. Alles keine engen Freunde, halt so Leute, die man 1, 2 Mal auf einer Party gesehen hat. Und ich hatte genau 0 Bedürfnis, mich mit irgendwem von ihnen zu unterhalten.
Es ging viel um Kinder, und die die keine Kinder hatten unterhielten sich über ihre Jobs oder Reisen.

Mich hat es selbst erschreckt, wie anti ich teilweise geworden bin. Als müsste man ständig über tote Babies reden.

Aber Tod und Trauer ist ein so großer Bestandteil meines Lebens geworden, dass ich nicht mehr zurück kann. Ich will nicht vergessen oder verdrängen, will nicht lächeln und den schönen Schein wahren, wenn mir nicht danach ist.

Vielleicht ist es der Wunsch, als Ganzheit gesehen zu werden. Die meisten sehen nur Teile von mir, und haben auch gar nicht das Bedürfnis weiter zu schürfen.
Das ist okay. Aber es vergrößert den Graben zwischen dem was ist, und dem was scheint.

Ich will keinen Schein. Ich will das echte Leben.

~
Das hier geht an alle, die mir ihre Liebe gaben
Es war schön, ein Stück davon gehabt zu haben
Das geht raus an alle Leute, die ich geliebt
Es ist schön, dass es euch gibt.
Das hier geht an jeden, der mir zu nahe stand
Und von mir verletzt wurde durch das, was uns verband
Jetzt trennt uns das Leben und doch -
Ich lieb Euch immer noch
~