Freitag, 4. November 2016

Pauls 2. Todestag

Am 29. Oktober 2014 ist mein kleiner Paul um 2:30 Uhr in meinen Armen gestorben.

Es sah lange so positiv für ihn aus, dass es für mich völlig unverständlich war, als es dann binnen Stunden auch für ihn zuende ging.
Ich hielt es nicht für möglich, dass ich das Prozedere der Sterbebegleitung noch ein zweites Mal überstehe. Ich war der festen Überzeugung, dass ich mich anschließend einfach in Luft auflösen würde.

Doch das Leben ist erbarmungslos geblieben, ich lebte einfach weiter, auch wenn damals all meine Hoffnung und jeglicher Wunsch zusammen mit Paul starben.

Ich existierte in einem Nichts aus Grau und Dunkel, und konnte mir nicht vorstellen, dass ich eines Tages die Sonne wieder sehen würde.

So war dann auch dieser 2. Todestag einer meiner Tiefstpunkte, und auch die Zeit zwischen den Todestagen schwer zu ertragen. Auch mein Körper: erschöpft, aktuell habe ich eine Blockade in der Brustwirbelsäule und bin eigentlich ein einziger wandelnder Schmerzpunkt.

Die Ausgangslage war eigentlich eine gute, es war Samstag, mein Freund war die ganze Zeit bei mir... und doch war ich den Tag über von einer tiefen Unruhe erfüllt.
Meine Fassade - nur ein gefühlter Hauch, und darunter tobender Irrsinn.

Wir holten gegen Mittag wieder drei Ballons, und mir war alles zu viel, die ganzen Menschen, der stürmische Wind, bekommen wir sie heil nach Hause...
Ironischerweise ging tatsächlich ein Ballon kaputt. Zu Hause. Vermutlich überdehnt, vom Kalten ins Warme.

Nachmittags trafen wir uns dann mit meiner Schwester und meiner Freundin F. und sind wieder zum Friedhof gefahren.

Auf dem Rückweg an einer schönen Koppel ließen wir dann Pauls Karte mit den verbleibenden zwei Luftballons auf die Reise gehen.

Von da an entspannte ich mich etwas. Mir war es so wichtig, dass ich Paul die gleiche Aufmerksamkeit zuteil werden ließ, wie Erik sie bekommen hatte.
Ich habe mir damit so großen Stress gemacht.

Mein Freund und ich fuhren noch mit zu F. und ihrer Familie, wo wir den Tag ausklingen ließen, Unmengen an Minipizzen und Baguettes aßen und Holzeisenbahn spielten.

Ein dunkler, trauriger Tag ging zuende. Mit viel Licht und Liebe für Paul im Herzen.

Ruhe auch du in Frieden, mein kleiner Schatz.