Dienstag, 6. September 2016

2 Jahre alt

Gestern, am 5. September 2016, wären meine kleinen Helden 2 Jahre alt geworden.

Es hat sich viel verändert seit dem letzten Geburtstag.
Letztes Jahr um diese Zeit war ich ein totales Wrack, der 1. Geburtstag ein riesen Meilenstein, und die Trauer übermächtig.

Dieses Jahr war ich die Tage vorher nervös und unruhig, die Nacht vom 4. auf den 5. schlief ich extrem schlecht und träumte sehr verworren.

Morgens hatte ich mich wieder mit meiner lieben Freundin F. verabredet, mit der ich in "meinem" Krankenhaus beim dortigen Bäcker frühstücken und den Jungs gedenken wollte.

Auf dem Weg dorthin fühlten sich meine Beine wackelig an und ich hatte ein seltsam unwirkliches Gefühl. Auf der Straße sah ich Mütter mit ihren Kindern und dachte, "Hey! Meine Söhne werden heute 2!" Ich fühlte mich auf gewisse Art zugehörig und dann auch wieder ganz fremd.
Freute mich über die Geburt dieser unsagbar kostbaren Schätze und war traurig darüber, dass sie nicht mehr da sind.

Ich aß wieder Rührei mit Brötchen, dazu gab es einen Caramel Macchiato. Das Wetter war ähnlich wie im letzten Jahr, grau und nieselig, so dass wir fast die einzigen Gäste waren, die draußen saßen.
Um 9:45 und 9:46 Uhr hielten F. und ich uns an den Händen, um diese Zeit erblickte erst Erik, dann Paul das Licht der Welt.

Wir gingen danach noch ins Krankenhaus, durch die Gänge meiner Bettenstation, und schließlich vorbei an der Neonatologie. Vor dessen Tür warteten Eltern darauf, hineingelassen zu werden.
Sie sahen uns an, mit freundlichen, zuversichtlichen Gesichtern. Ich fühlte mich, als würde sich der Erdboden auftun, und konnte sie nicht ansehen.

Anschließend fuhren wir noch zum Friedhof. Ich war lange dort, traf dort noch auf den Papa der beiden, was auch irgendwie zu dem Tag passte, und wir unterhielten uns darüber, wie es uns so ging und wie wir dem heutigen Tag gegenüber stehen.
Ich fühlte mich seltsam milde, meine Wut verraucht, mit beiden Beinen im Hier und Jetzt, und alles was mir aus der Vergangenheit bleibt, ist die Liebe zu den Jungs.

Erik und Paul, die immer bei mir sind, tief in meinem Herzen wohnen, mich begleiten und mir Kraft geben.

Nachmittags habe ich dann noch mit meinen Eltern, meiner Schwester, meiner Freundin F. und meinem Freund Kaffee und Kuchen gegessen.
Draußen schien inzwischen die Sonne, ein strahlend schöner Spätsommertag.

Wir haben das alle wieder gut gemacht!
Auch wenn der Kreis der Personen, die an einen denken, einem eine liebe Nachricht schicken, immer kleiner wird.
Ist wohl der Lauf der Zeit. Ich halte mich einfach an diejenigen, die mich auch als das sehen, was ich geworden bin: eine liebende Mama von zwei bezaubernden kleinen Jungs, die immer traurig darüber sein wird, dass die beiden nicht mehr bei ihr sein dürfen.

Alles Gute, ihr beiden Mäuse.