Donnerstag, 11. August 2016

Licht und Schatten

Schon wieder August. Wo ist denn bloß das letzte Jahr geblieben?

Die Erinnerungen an den letzten Sommer und die Angst vor den ersten Jahrestagen sind noch so präsent, als wäre es gerade erst gewesen.

Und auch jetzt spüre ich wieder diese schleichende, zunehmende Angst, habe kurze Anflüge von bodenloser Traurigkeit und alles verzehrender Wut.

Mir geht es definitiv besser als letztes Jahr. Wobei das letzte Jahr das zweitschlimmste meines Lebens war, wenn ich also "besser" sage, ist das immer noch nicht "Einhörner kotzen Regenbögen".

Es ärgert mich, wenn ich von Leuten höre, dass ich nach vorne schauen soll.
Danke ihr Schlaumeier, hätte ich das die letzten beiden Jahre nicht die meiste Zeit getan, wäre ich jetzt wohl nicht mehr hier.

Was einem an Ungehobeltheiten entgegen geweht kommt, davon kann wohl leider jede/r verwaiste Mutter und verwaister Vater ein Liedchen singen.

Ich finde es heuchlerisch, wenn einerseits gesagt wird, dass es das Schlimmste sei, wenn das eigene Kind vor einem stirbt. Und andererseits ist es dann komisch, wenn man noch 2 Jahren immer noch trauert?

Das ist nicht irgendwann zuende, es gibt keinen Schlusspunkt.
Es verändert sich und im besten Falle integriert man die schlimmen Geschehnisse in sein Leben.

Dafür braucht es viel Akzeptanz, Trauer ist oft sperrig und egoistisch, und ihre Tiefe macht vielen Menschen Angst.
Gleichzeitig sind aber auch die Höhen viel intensiver.

Diese Ambivalenz ist mir geblieben. Und ich hab sie gern, auf ihre Art. Ist mir jedenfalls lieber, als dieses Nicht-Gefühl, die Schockstarre, die Watte im Kopf.

Mein Freund sagte neulich zu mir, dass ich nicht bloß funktionieren solle, wenn ich eigentlich tieftraurig sei.

Das ist das schönste, was ich seit langem zum Thema Trauer gehört habe.

Ich glaube wenn mehr Menschen, die Trauernde um sich haben, bereit sind das auszuhalten, und nicht nur wünschen, dass der Trauernde "weitermacht" und funktioniert, weil: ist ja einfacher, dann wäre die Welt vielleicht ein Stückchen heller.

Wo Schatten ist, ist schließlich auch Licht.