Montag, 19. März 2018

Alles ist verflochten

Am Wochenende gab es einen Gedenkgottesdienst für früh verstorbene Kinder, den ich den vergangenen Jahren schon besucht und teilweise durch eigene Beiträge mit gestaltet habe.

Dieses Mal war ich als Besucherin da, und habe am Tag zuvor ein bisschen beim Aufbau geholfen.

Ich stand in der großen Halle und es kam mir vor, als wäre ich erst vorgestern hier gewesen.

Der Schwerpunkt lag auf den Gesprächen mit den anderen Eltern, auch der Vater meiner Kinder war da.

War irgendwie alles kein Problem für mich. Ich fuhr wieder nach Hause und war ruhig und entspannt, fühlte mich gut vorbereitet auf den nächsten Tag.

Sonntagmorgen bin ich aufgewacht und war total durch. Eigentlich wollte ich ohne meinen Freund hingehen, aber plötzlich fühlte ich mich so schrecklich alleine und einsam, das hatte ich ewig nicht mehr so intensiv gefühlt.

Ich habe geheult und rumgeschimpft und der arme Kerl wusste gar nicht, wie ihm geschah, er zog sich schnell an und begleitete mich dann doch.

Ich hab manchmal das Gefühl, mein Exfreund triggert mich immer noch. Die Liebe ist schon ewig passé, die Wut ist auch viel besser geworden, aber in meinem Gehirn sind anscheinend immer noch irgendwo Verknüpfungen gespeichert, die alte Erinnerungen aktivieren und vergangenen Kummer neu einspielen.

So war es mir plötzlich ungemein wichtig, nicht allein zu dieser Veranstaltung zu gehen, jemanden an der Seite zu haben, der mich zwischendurch drückt, der mich stärkt.

Ausgerechnet ich, die sich sonst immer so bemüht, auf eigenen Beinen zu stehen und leidenschaftlich gern feministische Themen diskutiert. Behütet von ihrem zukünftigen Mann.
Nun ja.

Meine Mutter und meine zwei Freundinnen J. und E. waren auch da, und ich bin mir sicher, dass sie mich auch gedrückt hätten.

So saßen wir also in gemeinsam auf unseren Plätzen, ich weinte wieder, zerdrückte meinem Freund die Hand und war plötzlich wieder seltsam milde.

Ich hatte es mir irgendwie komisch vorgestellt, einerseits den Vater von Erik und Paul vorne reden zu hören, und gleichzeitig mit einem anderen Mann da zu sitzen.

Aber dann fühlte sich das plötzlich stimmig an.
Beides kann nebeneinander existieren. Die Wege von meinem Ex und mir haben sich unterschiedlich entwickelt, und das ist okay so.

Letztlich haben wir beide das bekommen, was wir dringend gebraucht haben. Er Freiraum und neue Impulse, ich Sicherheit und Stabilität.

Und so war der Weg nach Hause ein erleichterter.
Die Sonne schien, ich hatte meine wundervollen Söhne beweint und Kerzen für Sie angezündet, und mein Freund und ich fuhren zurück in unser gemeinsames Heim:

in unsere kleine unsichtbare Patchworkfamilie.

Donnerstag, 8. März 2018

Alles neu macht... wieder der April!

Fast ein Jahr ist es nun her, dass ich meinen alten Job gekündigt habe.

Und nun stehe ich auf der Schwelle in einen neuen, es ist tatsächlich der geworden, für den ich im Januar eine Bewerbung geschrieben habe.

In "meinem" geliebten Verein wird eine Stelle in der Verwaltung frei, und ich darf offiziell die Nachfolge antreten.

Gestern habe ich den Arbeitsvertrag unterschrieben.

Es ist so ein wahnwitziges Jahr bisher, und ich bin unglaublich dankbar dafür, wie sich die Dinge entwickelt haben.

Ich habe es einfach mal alles laufen und auf mich zukommen lassen, und auf wundersame Weise fügt sich nun alles zusammen.

Es fällt mir schwer, die Kontrolle abzugeben, dabei weiß ich doch: vieles habe ich nicht in der Hand.

Manchmal ist man zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Manchmal zur falschen Zeit am richtigen Ort. Und manchmal ist einfach alles falsch.

So einfach ist es, so kompliziert ist es.


Donnerstag, 1. März 2018

Traumabewältigung

Was mir in den letzten Wochen immer wieder im Kopf rumspukt, ist das Thema Traumabewältigung.

Ich merke, wie ich auf Stress, auch positiven, enorm reagiere. Vor allem auch körperlich.

Mein Zyklus ist beispielsweise völlig außer Rand und Band.

Ich bin oft unruhig, unter Strom, und muss mir richtiggehend Auszeiten verordnen, wenn ich an meine Grenzen stoße.

Letzte Woche zum Beispiel hatte ich jeden Tag etwas vor, was ja Normalität ist bei vielen Menschen.
Diese Woche habe ich bisher komplett auf dem Sofa verbracht, aber auch da merke ich: mein Kopf rattert, ich mache mir Gedanken über die Hochzeit, den neuen Job... Wie ich das alles zusammenbringe, mit meinen Söhnen, meiner lebenden Familie...

Und immer wieder die Frage: wie habe ich die Geschehnisse vor nun fast 3,5 Jahren verarbeitet? Ich habe viel darüber geredet und geschrieben, aber ist es in meiner Seele wirklich integriert?

Ich habe oft Gefühlsstörungen, wenn man das so sagen kann. Phasen wo ich absolut nichts fühle, dann wieder Phasen wo alle Gefühle ungefiltert auf mich einprasseln, traurige wie glückliche.

Ich denke schon lange darüber nach eine Traumatherapie zu machen. Stehe auf der Warteliste, seit Monaten.

Ich glaube, da wartet noch viel unverarbeitetes auf mich. Dabei merke ich auch die Fortschritte. Situationen, die mich vor 2 Jahren noch völlig aus der Fassung brachten, bewältige ich jetzt besser. Die Fassade ist dabei trotzdem nicht die stabilste. Manchmal reichen Kleinigkeiten, um mich in ein Tief zu stürzen. Mein blöder Zyklus zum Beispiel.

Das Gefühl, nicht ausreichend zu funktionieren, hat sich tief eingebrannt.