Montag, 24. Oktober 2016

Eriks 2. Todestag

Am 19. Oktober 2014 ist mein kleiner Erik um 17:58 Uhr nach vielem Hoffen und Bangen verstorben.

Das Grauen jener Gewissheit von damals, dass seine Tage, seine Stunden gezählt waren, griff in den letzten Tagen wieder nach mir.
Dieses Gefühl bodenloser Dunkelheit, eine Einsamkeit, die einen fast zerreißt.

So war es wohl mal wieder ein dichter Schutzpanzer, der meine Gefühle umschloss, so dass ich letzten Mittwoch seltsam mild und flauschig blieb und nur vereinzelt Tränchen kullerten.

Ich hatte mir den Tag frei genommen und mir wieder einen kleinen Plan gestrickt.

Letztes Jahr gab es eine Flaschenpost, diesmal sollte es hoch hinaus gehen - so kaufte ich also drei Luftballons und ließ sie mit Helium befüllen.
Ich hatte eine kleine Postkarte beschrieben und wollte sie am späten Nachmittag in den Himmel steigen lassen.

Vorher ging es aber noch mit meinem Papa, meiner lieben Freundin F. und meinem Freund zum Friedhof.
Die Luftballons mussten noch ein wenig im Auto warten.

Ich hatte mir als Ausgangspunkt für den Ballonflug einen Ort, gar nicht weit weg von meiner Wohnung, ausgesucht.
Keine Bäume drumherum, dafür Wasser, und außerdem war ich gerne dort, vorzugsweise im Sommer, mit Bierchen und Kippchen.

Wir warteten noch auf meine Schwester, die gerade von der Uni kam, und so gingen die Luftballons gegen 18 Uhr (fast pünktlich zum Zeitpunkt des Todes) auf ihre Reise.

Und was für eine Reise!
Ich hatte etwas Sorge, ob sie es wohl über die mehrstöckigen Häuser schaffen würden, und schnell zeichnete sich ab, dass sie es wohl auch über den Eiffelturm geschafft hätten.

Wir starrten ihnen so lange hinterher, bis wir nicht mehr wussten ob die Punkte nun die Ballons oder nur noch unser Augenflimmern waren.

Neben den schmerzenden Augen waren wir auch etwas durchgefroren, und so entschieden wir anschließend, noch eine Kleinigkeit essen zu gehen. Um die Ecke gab es ein kleines, schnuckeliges Restaurant, in das ich in den letzten Wochen so manche Freundin reingeschleift hatte, so toll fand ich es.

Ein schöner Abschluss für diesen so traurigen Tag. Ein kleiner Kreis von lieben Menschen, ein leckeres Essen, etwas für Leib und Seele.

Und so hoffe ich, dass auch Eriks kleine Seele sich geliebt und gewärmt gefühlt hat an diesem besonderen, dunklen Tag, von all denen, die an ihn gedacht und ihn mit mir vermisst haben.

Ruhe in Frieden, mein kleiner Schatz.