Freitag, 28. August 2015

Countdown

Noch 9 Mal schlafen. Habe das Gefühl, die Welt hat sich in den letzten Tagen etwas schneller gedreht als sonst.

Der Geburtstag von Erik und Paul steht vor der Tür. Die grobe Planung steht.
Vormittags möchte ich mit meiner lieben Freundin F. ins Krankenhaus fahren. Beim internen Bäcker dort einen Kaffee trinken. Vielleicht ein Brötchen mit Rührei essen. Wie oft habe ich das letztes Jahr gemacht!
Ich weiß nicht, wie das werden, wie es sich anfühlen wird. Es war ein spontaner Impuls. Den Ort aufzusuchen, an dem meine Söhne geboren und gestorben sind.

Anschließend möchte ich gern zum Friedhof. Da bin ich in letzter Zeit nicht besonders oft gewesen, und wenn, habe ich nur unproduktiv vor dem Grab gesessen, Gras ausgerupft und in die Blumen geweint.

Nachmittags können dann noch Familie und vielleicht 2, 3 Freunde vorbeikommen. Meine Schwester wird einen Kuchen backen und vielleicht gibt es noch einen kleinen "Kreativpart".

Hauptsache, nicht alleine sein.

Den Papa von Erik und Paul werde ich nicht sehen, er hat eigene Pläne und besorgt den beiden noch ein paar neue Steine.

Es bricht mir das Herz, den Geburtstag ohne die beiden Hauptpersonen zu feiern. Aus 4 mach 1. Da haben wir's wieder.

Ein Jahr. Ein verdammtes Jahr, das mein Leben in eine Million Teile zerfetzte und mir keine Anleitung für den Neuaufbau hinterlassen hat.
Die Leiterin meiner Selbsthilfegruppe hat mir mal folgendes geschrieben:"Wenn du bei dir selbst bleibst, dann wirst du dich in jeder neuen Situation finden." Das ist so einfach und genial, dass ich mir ihre Worte immer wieder gern durchlese.
Auch wenn es manchmal schwer zu leben ist.

Mittwoch, 12. August 2015

Hello darkness, my old friend

Einer dieser Abende.

Während ein Teil der Welt schon im Traum versunken ist, sitze ich mit einer Zigarette und einem Glas Wein auf dem Balkon, beobachte das Glimmen der Glut und versuche, an möglichst überhaupt nichts zu denken.

Funktioniert 3 Sekunden lang super, dann bricht die Dunkelheit einfach durch und ich lasse sie gewähren.
War ja klar, dass die Sommerpause irgendwann vorbei ist. Oder vielleicht auch nur eine Pause von der Pause einlegt.

Die letzten Wochen waren wunderbar, ich mag es gar nicht sagen oder aufschreiben, aber ich hab so unfassbar viel gutes erlebt und gemacht, dass ich manchmal einfach nur selig vor mich hinstarre und ein bisschen lächle.
Und diese vielen tollen Menschen in meinem Umfeld, die mit mir lachen, mit mir singen, mit mir auf Konzerte gehen, sich gepflegt mit mir betrinken und ihre Zigaretten teilen, mit mir Ausflüge machen, mir alberne Katzenvideos zeigen, mir beinahe täglich Mut zusprechen und mich einfach mal in den Arm nehmen.

Und gleichzeitig die aufkeimende Angst vor den nächsten Wochen, dem 5. September, der einfach näher rückt, ohne dass ich irgendwas dagegen machen könnte.
Angst vor den 55 Tagen Paralleluniversum, und gleichzeitig ein Funken Freude, weil es doch schließlich die Zeit in meinem Leben war, die ich mit meinen Söhnen verbringen durfte.

Es ist diese Ambivalenz, die sich zur Zeit so stark durch mein Leben zieht, wie noch nie zuvor.
Auf der einen Seite die hohen Berge, der Spaß, das Lachen. Auf der anderen Seite die tiefen Täler und Abgründe. Die Einsamkeit, die Leere, die stille Angst dass mein Leben einfach nie wieder annähernd normal wird.