Montag, 29. April 2019

Damals und heute

Es geht weiter im Roulette der Sinnsuche!
Nach Ostern bin ich krank geworden. Vielleicht der (positive) Stress der vergangenen Tage, sehr wahrscheinlich aber eher der Magen-Darm-Infekt, den mein Mann mit nach Hause brachte.

Und statt meine Ostersüßigkeiten aufzufuttern, hing ich lädiert auf dem Sofa rum, trank Tee und lutschte an trockenem Brot.
Langsam geht es mir glücklicherweise etwas besser, und ich genieße es sehr meine Zeit in der heimeligen Kissen-Decken-Wohnlandschaft zu verbringen, Superheldenfilme zu gucken und immer wieder wegzudösen.

Und es gab und gibt mir etwas Zeit, zu resümieren.
Ostern war echt so super! Die viele Zeit draußen, unter Menschen, raus aus der Komfortzone.
Unsere kleine Fellnase zu beerdigen, war nochmal traurig, aber wir haben es schön gemacht, finde ich.
Habe ihm noch einen Brief geschrieben und vorgelesen, und irgendwie "gut" getrauert. So unmittelbar und ganz intuitiv.

Und es blitzte eine kleine Idee auf, nicht für jetzt, aber irgendwann...?
Eine Trauerbegleiterin bei mir auf Arbeit ist freie Trauerrednerin, und entwirft und hält auf Trauerfeiern Reden für und über die Verstorbenen.
Mein (vorsichtiger) Plan ist ja, in 2 Jahren die Ausbildung zur Trauerbegleiterin zu machen, vielleicht kann ich dann so etwas anschließen...?
Kaum zu glauben, dass ich mal irgendwo freiwillig öffentlich reden möchte.

Von diesem Gedankengang ausgehend, fing ich an über mein "altes Ich" nachzudenken.
Wie viel "weiter" ich gekommen und geworden bin.
Als Jugendliche dachte ich immer, dass meine Persönlichkeit irgendwann fertig wäre und dann nichts mehr kommen könnte. Ich fand Veränderungen sehr abschreckend. Hatte einen groben Plan von mir, wie ich wohl bin, wenn ich "fertig" bin.

Interessanterweise komme ich immer näher an dieses (Wunsch)Bild heran, gerade durch die massiven Brüche und Veränderungen in meinem Leben.

Vor 10 Jahren wäre es für mich zum Beispiel auch undenkbar gewesen, mein Elternhaus eines Tages zu übernehmen.
Jetzt ist da ein wohliges Gefühl, wenn ich daran denke dort im Garten zu sitzen und Landluft zu atmen.

Manchmal entwickeln sich Perspektiven, die wir gar nicht auf dem Schirm haben.

Sonntag, 21. April 2019

Was passiert, wenn wir sterben?

2019 ist bisher ein sehr verwirrendes Jahr. Ich bin weiter in meiner, eigentlich sehr versöhnenden, Selbstfindungsphase, pflege viele schöne soziale Kontakte, genieße Aktivitäten und den Sonnenschein der vergangenen Tage.

Und gleichzeitig macht das Leben und der Tod irgendwie, was es und was er will.
Nun ist auch noch eine liebe Großtante tot, sehr alt ist sie geworden.

Und gestern ist unser Hamster gestorben. Er lag einfach leblos in seinem Käfig. Ich heulte wie ein kleines Kind, und mein Mann begann direkt, eine Kiste für ihn zu basteln.

Wir werden ihn morgen beerdigen, im Garten meiner Mutter.

Ich vermisse seine Laufradgeräusche, das Futterwechseln und das Geraschel und Rumgenage. Sein flauschiges Fell und seine kleinen Tapsen.

Es ist dieses "nie wieder", das mich so fertig macht. Das mir solche Angst macht.
Gestern abend mochte ich kaum einschlafen, aus Angst, nicht mehr aufzuwachen.

Was passiert, wenn ich sterbe? Oder wenn jemand anderes geliebtes stirbt?
Ich bekomme manchmal totale Angstanfälle, wenn mein Mann später als gewohnt nach Hause kommt. Bei mir ist immer direkt alles worst case.
Da ist kein Bus ausgefallen, sondern ein schlimmer Unfall passiert.
Als ich letztens auf Ergebnisse eines Bluttestes wartete und unverhofft einen Tag zu früh von meinem Arzt angerufen wurde (und den Anruf verpasste), habe ich im Kopf schon meine Beerdigung geplant.

Das ist nicht normal, das weiß ich.
Ich weiß nur nicht (immer noch nicht!) wie ich den Tod und das Sterben in mein Leben integrieren soll. Oder annehmen soll.

Meine liebe Pastorin B. hat letztes ein Bild verschickt, in dem Charlie Brown zu Snoopy sagt "Eines Tages müssen wir alle sterben." Und der Hund erwidert "Ja, aber an allen anderen Tagen nicht."

Die Angst darüber darf mein Leben nicht bestimmen.
Aber jeder Tod, selbst der eines winzig kleinen Fellfreundes, erinnert mich an diese Dunkelheit, diesen ultimativen letzten Verlust aller Kontrolle.

Ich möchte gerne glauben, dass ich eines Tages alle wieder sehe. Dass meine Söhne im Himmel auf mich warten. Dass sie froh sind, dass wir auf Erden eine kurze Zeit miteinander hatten. Und dass auch ich endlich froh sein kann und Frieden finde, weil mich eine Ewigkeit mit ihnen erwartet.

Vielleicht ist es einfach nur das. Uns selbst und anderen eine möglichst schöne Lebenszeit bereiten. Mitfühlend zu sein, zu begleiten, zu lieben.

Ich hatte Angst davor, wieder einen Partner zu haben. Ich hatte Angst davor, ein Haustier zu haben. Zu lieben bedeutet auch immer, zu leiden wenn jemand oder etwas nicht mehr da ist.
Aber es lohnt sich letztlich immer.

Wie heißt es doch so schön in den ganzen Poesiealben dieser Welt - "Es ist besser, etwas gehabt und wieder verloren zu haben, als es nie gehabt zu haben."

Vielleicht sollte dies mein Ansatz sein.