Montag, 8. Juni 2015

Das Trauma und ich

Wir Eltern haben also ein Trauma erlitten. So sagt man es uns. 

Hier sitze ich nun und schreibe aus meinem Trauma heraus. 

Wieso denn eigentlich Trauma? Geht es mir nicht eigentlich recht gut?
Hey, ich geh arbeiten, gehe unter Leute, fliege sogar in fremde Länder!

Ich fürchte langsam, so einfach ist es nicht.
Ich fühle mich so... verändert. 
Und jedes Mal, wenn ich mir selbst erzähle "Ist doch alles ok! Du machst das doch ziemlich gut alles!" schleicht sich wenige Stunden oder Tage später der Schatten wieder von hinten an und legt sich über mich. 

Der Verlust der eigenen Kinder ist das Schlimmste, was man erleben kann.
Ich habe den Satz viele Male gehört (vorzugsweise von Therapeuten) und er geht mir oft im Kopf herum. 

Ich habe also das Schlimmste erlebt. 
Der Körper und der Geist sind schon ziemlich ausgebufft. Die lassen solche Sätze nämlich gar nicht erst an mich ran. Ich fühle mich seltsam unbeteiligt. 

Das fing schon mit Eriks Tod an. Plötzlich stehen da erschütterte Ärzte und Schwestern, die einem kondolieren. Ich weiß noch, wie völlig abstrakt ich das gefunden habe. 
"Es tut mir so Leid!" Hä, wie bitte? 
Ich hab es überhaupt nicht gecheckt. Habe nicht im Inneresten gespürt, im System quasi, was da passiert ist. 
Pauls Tod hab ich dann erst recht nicht begriffen.

Ich habe immer noch das Gefühl, dass ich ganz am Anfang stehe. Dass die Verarbeitung gerade erst anfängt. Wobei, das ist nicht ganz richtig. Ich bin viel in innerer Bewegung. 

Und ich finde den Gedanken absurd anzunehmen, dass man nach einem halben Jahr "drüber weg" ist. Oder nach einem ganzen Jahr. 

Die Zeit im letzten Jahr ist mir noch so präsent, und gleichzeitig unheimlich weit weg.
Wie sehr graut mir vor dem 1. Geburtstag und den 1. Todestagen. 

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