Freitag, 9. Oktober 2015

Die Zeit steht still

Es wird allmählich immer früher dunkel.
Nach einigen herbstgoldenen Tagen ist es kalt und ungemütlich geworden.
Meine Lieblingszutaten dieser Tage: Sofa, Kuscheldecke und Filme.

Die Tür zur Paralleldimension Frühchenintensivstation steht weit offen und es ist, als würde ich die Zeit von vor einem Jahr nochmal durchleben. Nur mit zeitlichem Abstand.

Was es nicht unbedingt leichter macht. So oft wurde uns Eltern damals von Freunden gesagt, "Wie haltet ihr das bloß aus!" Und nun lese ich meine Tagebucheinträge aus dem letzten Jahr und weiß keine Antwort darauf.

Die ersten 2 Wochen waren so voller Hoffnung, voller hormoneller Verblendung. Und selbst als es immer schlechter um Erik und Paul stand, wollte ich es nicht wahrhaben.
Der Tod war überhaupt keine Option für mich. Schade, dass mich das Schicksal nicht gefragt hat. Dass ich so unendlich machtlos war.

Jeden Tag am jeweiligen Brutkasten zu stehen, zu hoffen und zu bangen... und die beiden so sehr zu lieben.

In der Essecke hängt noch immer das Bild von Paul, dass uns Schwester Annkathrin geschenkt hat. Am 10. Oktober hatte er "Mehltütenfest", da wog er erstmals über 1 Kilogramm.
Wie eingebrannt in mein Herz sind die Worte "Dank eurer Hilfe und Liebe, werde ich auch die nächste Gewichtsetappe schaffen."

Es rührt mich immer noch so sehr, dass alle an unsere Jungs geglaubt und das Beste für sie gehofft haben. Leider blieb das Wunder einfach aus. Zwei kleine Lichter, die erloschen, bevor sie jemals richtig brennen durften.

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